Der Leiter von Kolping Ukraine, Vasyl Savka, fuhr am 22. Mai mit einem Hilfstransport in den Südosten der Ukraine, in die Region Cherson. Er brachte Hilfsgüter in Dörfer, die viele Monate unter russischer Besatzung standen. Dort wurde er von der örtlichen Polizei begleitet. Hier sein Reisebericht:
„Ich bin vorige Woche ca. 2000 Kilometer im Südosten der Ukraine in der Region Cherson – unterwegs gewesen. Am 22. Mai machten wir uns gemeinsam mit Vertretern der Polizei aus Czernowitz um 00:30 Uhr auf den Weg in Richtung Cherson. Nach einer fast zwölfstündigen Fahrt und über 750 zurückgelegten Kilometern wurden wir an einer Tankstelle in der Nähe von Mykolajiw von Kollegen der Polizei aus Cherson empfangen. Von dort aus fuhren wir direkt weiter in die von der Besatzung befreiten Dörfer der Region Cherson.
Lebensmittel für das Krankenhaus und ein Dieselgenerator
Nach weiteren zwei Stunden Fahrt – etwa 150 Kilometer, die zur Hälfte über unwegsames Gelände und Felder führten – erreichten wir ein kleines Dorf, wo bereits rund 40 Dorfbewohner auf uns warteten. Auch Vertreter des Zentralen Bezirkskrankenhauses von Beryslaw kamen hinzu. Ihnen übergaben wir einen 12-kW-Dieselgenerator und etwa 150 Kilogramm Lebensmittel für das Personal und die Patienten des Krankenhauses.
Im Dorf Stepowe lieferten wir rund 800 Kilogramm humanitäre Hilfe: Lebensmittelpakete (Reis, Weizen- und Maismehl, Nudeln, Öl, Konserven, Trinkwasser), einen kleinen Generator sowie Süßigkeiten für die wenigen Kinder, die noch im Dorf geblieben sind.
Dörfer waren acht Monate unter russischer Besatzung
Nach weiteren 25 Kilometern über Feldwege erreichten wir das benachbarte Dorf Sahajdatschne. Auch hier hatten sich Menschen versammelt, in der Hoffnung auf die mitgebrachte Hilfe. Die Situation in Sahajdatschne ist ebenso schwierig wie im vorherigen Dorf – wie in vielen Siedlungen in der Umgebung, die über acht Monate unter russischer Besatzung standen. Fast alle Bewohner haben ihre Arbeit verloren und sind gezwungen, durch kleine Landwirtschaften und humanitäre Hilfe zu überleben.
Lebensmittelpreise haben sich verdoppelt
„In den Frontgebieten, insbesondere in der Region Cherson, fehlt es der Mehrheit der Bevölkerung an Nahrung. In den Regionen Saporischschja und Donezk ist jeder Zweite betroffen. Die Lebensmittelpreise sind um 25 % gestiegen, manche Gemüsesorten haben sich sogar verdoppelt. Diese Reise war äußerst wertvoll und lehrreich. Kein Bericht und keine Erzählung von anderen Freiwilligen kann die Eindrücke vermitteln, die man erlebt, wenn man alles mit eigenen Augen sieht.
Die Menschen sind erschöpft – der Widerstand ist ungebrochen
Wir sprachen mit Menschen, die die Besatzung überlebt haben, sahen Angst, Erschöpfung – und gleichzeitig eine unglaubliche Widerstandskraft in ihren Augen. Jedes ‚Danke‘ war aufrichtig und tief berührend. Diese Begegnungen erinnern uns daran, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein, sich gegenseitig zu unterstützen und die Betroffenen nicht allein mit ihrem Leid zu lassen. Solche Erfahrungen verändern die eigene Perspektive, geben neue Motivation weiterzumachen – und lehren uns, die einfachen Dinge des Lebens noch mehr zu schätzen: Frieden, Wärme, Nahrung und menschliche Güte.
Danke für Eure Solidarität
Unser tief empfundener Dank gilt KOLPING INTERNATIONAL, den Diözesanverbänden Hildesheim, Augsburg, Erfurt und Limburg, den Johannitern sowie Renovabis für ihre großzügige Hilfe und ihr Vertrauen. Auch ohne Begleitung der Polizei und Cherson wäre diese Hilfe kaum möglich. Durch Eure Unterstützung konnten wir Hoffnung, Lebensmittel, medizinische Ausrüstung und menschliche Nähe in besonders schwer betroffene Regionen bringen. Eure Solidarität macht einen echten Unterschied – und schenkt den Menschen in der Ukraine Kraft und Zuversicht. Danke, dass Ihr mit uns seid!!!“