NEWS

Einsatz für die Schwachen – Kolping bei der ILO

Den Sozialen Dialog gestalten – eine Voraussetzung für Soziale Gerechtigkeit
Beitrag von KOLPING INTERNATIONAL zur 111. Sitzung der Internationalen Arbeitskonferenz am 12.6.2023, vorbereitet von
Dr. Hildegard Hagemann, KOLPING INTERNATIONAL , Check against delivery

Sehr geehrte Vorsitzende, sehr geehrte Delegierte,

es ist großartig, nach drei Jahren wieder vor dem Plenum stehen zu können. Danke, dass Sie die ILC wieder für INGOs geöffnet haben. Es ist erfrischend, von Angesicht zu Angesicht die Stellungnahme des katholischen Sozialverbandes KOLPING INTERNATIONAL mit rund 400.000 Mitgliedern in über 60 Ländern zum Bericht des Generaldirektors abzugeben. Natürlich hoffen wir, dass es auch in den nächsten Jahren keine Einschränkungen für die Teilnahme der INGOs geben wird, trotz der bevorstehenden Renovierungsarbeiten.

Als eine Internationale Nicht-Regierungsorganisation, die in diesem Jahr seit 30 Jahren bei der ILO registriert ist, haben wir, zusammen mit anderen INGOs die Zeit der physischen Abstinenz gut genutzt, um die Chancen und Herausforderungen des sozialen Dialogs für die Zukunft der Arbeit zu diskutieren.

Sozialen Dialog gestalten

Wir alle sind uns einig, dass ohne sozialen Dialog die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen von Rezessionen, Pandemien, Finanzkrisen für die Mehrheit der Arbeitenden, formell oder informell, weitaus dramatischer ausfallen, als wenn es gut funktionierende Verhandlungsformen für die Sozialpartner gibt. So müssen wir sicherstellen, dass in Zukunft nicht diejenigen vom Dialog ausgesperrt werden, die vor allem den Schutz der Weltgemeinschaft vor Katastrophen, Vertreibung und Ausbeutung brauchen.
Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die Aussage der Globalen Kommission zur Zukunft der Arbeit, die 2019 auf das 100- jährige Bestehen der ILO hin, in ihrem Abschlussbericht den sozialen Dialog als öffentliches Gut definiert.

Heute ist das Motto ‚Nichts über uns ohne uns‘ signifikanter denn je. Der Kampf gegen Terrorismus, gegen Finanz-, Klima- und Gesundheitskrisen ist für viele autoritäre Staaten ein Vorwand, den Raum für Zivilgesellschaft zu schließen. Vergessen wir jedoch nicht, dass Arbeitende als Produzierende und Konsumierende nicht nur sowohl Teil der Wirtschaft, sondern auch Teil der Zivilgesellschaft sind.

Deshalb ist hier der richtige Ort, in der Dreigliedrigkeit der ILO, den sozialen Dialog als öffentliches Gut weiter zu entwickeln und gleichzeitig in Solidarität mit all denen, die nicht organisiert sind und deshalb nicht hier sein können, gegen die Einschränkung der Beteiligungsmöglichkeiten für Zivilgesellschaft vorzugehen.

30 Jahre Engagement bei der ILO

KOLPING INTERNATIONAL engagiert sich seit nunmehr 3 Jahrzehnten bei der Internationalen Arbeitsorganisation für die Belange aller Menschen, die ihren Lebensunterhalt oft unter prekären und informellen Bedingungen erwirtschaften müssen und nicht an den Verhandlungstischen sitzen. Wie wichtig internationale Übereinkommen, wie sie hier bei der ILO seit mehr als 100 Jahren vereinbart werden, gerade für diese Arbeiterinnen und Arbeiter sind, zeigt sich in der großen Unterstützung zivilgesellschaftlicher Kräfte bei Ratifizierungsprozessen und der Zulieferung von Evidenz für die Berichterstattung über die Umsetzung und Einhaltung der Arbeitsrechte.

KOLPING INTERNATIONAL begrüßt ausdrücklich die Fokussierung der ILO auf die arbeitsrechtlichen Defizite für informell Arbeitende und hat mit anderen INGOs hier im Raum Vorschläge zur Verbesserung des sozialen Dialogs erarbeitet, u.a.
– die Einrichtung regelmäßiger Dialogplattformen auf nationaler Ebene zu Themen der ILC
– die Einrichtung von Kontaktstellen für NGOs auf nationaler Ebene
– die Sicherstellung von Präsenz und effektiver Beteiligung von INGOs bei der ILO speziell in der
Globalen Koalition für soziale Gerechtigkeit

KOLPING INTERNATIONAL unterstützt alle, die das öffentliche Gut des Sozialen Dialogs nicht nur vor Einschränkungen, Aufweichung und Vernachlässigung schützen, sondern es auch zum Schutz des sozialen Friedens als essentiellen Teil der sozialen Gerechtigkeit stärken.

An dieser Stelle möchten wir dem Generaldirektor Gilbert Houngbo ausdrücklich für seine Anerkennung unserer Arbeit danken und erwarten mit Interesse den Start seiner Initiative – der Globalen Koalition für Soziale Gerechtigkeit, mit der Perspektive, aktiv den sozialen Dialog mitgestalten zu können.

 

Beitrag als PDF herunterladen