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Gemeinsam gegen kriegsbedingte Traumafolgen

KOLPING Ukraine und die Stiftung Wings of Hope Deutschland haben ihre Kräfte gebündelt, um Traumafachkräfte in der Ukraine auszubilden. Damit leisten sie einen wichtigen zivilgesellschaftlichen Beitrag zur Versorgung von Menschen, die unter den psychischen Auswirkungen des Krieges leiden.

Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine hat furchtbare Auswirkungen auf die Bevölkerung des Landes, auch psychisch. Das ukrainische Gesundheitsministerium schätzt, dass fast die Hälfte der Ukrainerinnen und Ukrainer unter den seelischen Folgen des Krieges leiden werden. Mehr als 650.000 haben bereits psychologische oder psychiatrische Hilfe gesucht. Derzeit stehen dort jedoch nicht ausreichend Traumafachkräfte zur Verfügung, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden.

KOLPING Ukraine und die Stiftung Wings of Hope Deutschland reagieren auf den Mangel an qualifizierter Traumatherapie mit einer Weiterbildungskooperation. Gemeinsam starteten sie Anfang November in Lemberg in der Westukraine ein Seminar, in dem 29 Kolpingmitarbeitende über zwei Jahre und in acht Modulen zu Traumafachkräften ausgebildet werden. Diese Zusatzqualifikation soll die Fachkräfte aus verschiedenen sozialen Projekten des ukrainischen Kolpingverbandes in die Lage versetzen, in ihren Arbeitsbereichen mit Geflüchteten, Kindern und Jugendlichen, Menschen mit Behinderungen oder Senioren neue Angebote der psychosozialen Betreuung zu schaffen.

 

 

Wie wichtig das für die kriegsgeplagte Bevölkerung ist, erlebt Vasyl Savka, Geschäftsführer von KOLPING Ukraine, täglich in seiner Arbeit. Seit Kriegsbeginn ist der katholische Sozialverband in der Westukraine ein wichtiger Akteur in der Flüchtlingshilfe. Mit Unterstützung von KOLPING INTERNATIONAL bietet er Geflüchteten an mehreren Standorten Unterkunft, Verpflegung sowie teilweise bereits psychosoziale Unterstützung an. Mithilfe der Weiterbildung seiner Mitarbeitenden im Bereich Traumatherapie will der Verband dieses Angebot verbessern und weiter ausbauen. „In unsere Einrichtungen kommen Menschen, die alles zurücklassen mussten, die tagelang voller Angst in Kellern ausgeharrt haben, beschossen wurden oder Zeugen von schrecklicher Gewalt wurden“, berichtet Vasyl Savka. „Viele haben auch Familienangehörige­­­ und Freunde verloren. Solche Erlebnisse verarbeitet man nicht so leicht, dafür braucht es professionellen Beistand“.

Das bekräftigt Julia Borchard von Wings of Hope, die das Kolpingseminar in Lemberg inhaltlich leitet: „Für die Arbeit mit traumatisierten Menschen sind Fachkenntnisse aus dem Bereich der Psychotraumatologie nötig“, erklärt die Psychologin. „Aus diesem Grund bildet die Stiftung Wings of Hope seit vielen Jahren gemeinsam mit Partnerorganisationen aus der Zivilgesellschaft Traumafachkräfte aus und begleitet sie langfristig durch Supervisionsangebote.“ Seine Weiterbildungsprogramme hat Wings of Hope bereits in mehreren Konfliktregionen der Welt erfolgreich umgesetzt, darunter Bosnien und Herzegowina, Kurdistan-Irak und Palästina. Nun soll dieses Wissen in enger Kooperation mit dem Kolpingverband auch in der Ukraine zugänglich werden. Dabei sei Traumabewältigung nicht zuletzt immer auch von wichtiger gesamtgesellschaftlicher Bedeutung, betont Julia Bochard: „Nur wenn Menschen Gewalterfahrungen überwunden und verarbeitet haben, sind sie wieder frei für ein friedvolles Miteinander. Traumaarbeit ist deshalb immer auch Friedensarbeit.“

 

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