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Heute vor 175 Jahren: Gründung des ersten Gesellenvereins

Am 6. Mai 1849 gründete der selige Adolph Kolping seinen ersten Gesellenverein in der Kölner Kolumbaschule. Ein Rückblick auf den historischen Moment vor 175 Jahren und Gedanken zu seiner Bedeutung für heute.

Unser Verbandsgründer Adolph Kolping (1813-1865) gilt als Wegbereiter für die katholische Sozialbewegung. Als Sohn eines Schäfers aus Kerpen bei Köln arbeitete er zunächst als Schuster – in einer Zeit, als die Industrialisierung die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Handwerker dramatisch verschlechterte. Das massive Elend der wandernden Gesellen, das der junge Kolping auf seiner Wanderschaft erlebte, rief in ihm den Wunsch wach, zu helfen. Nur wie? Er wählte den Weg als Priester. Mit Ende Zwanzig holte er sein Abitur nach, studierte Theologie, wurde 1845 in der Kölner Minoritenkirche zum Priester geweiht und trat mit knapp 32 Jahren seine erste Stelle als Kaplan in Elberfeld an.

Dort lernte Kolping die Not der Fabrikarbeiter kennen – und den Lehrer Johann Gregor Breuer. Dem war es gelungen war, junge Handwerker aus der Gemeinde in einem Chor zu vereinen, aus dem 1846 der erste Gesellenverein hervorging. In ihm sollten Heranwachsende eine Mischung aus Gemeinschaft, Bildung und religiöser Erziehung erfahren. Diesen Ansatz erkannte Kolping als probates Mittel zur Bewältigung der sozialen Probleme junger Menschen. Immer mehr engagierte er sich für den Verein, wollte so etwas auch an Orten mit Strahlkraft etablieren. Von Elberfeld schickte er Gesellen nach Köln, damit sie unter ihren Standesgenossen Werbung für die Gründung eines Gesellenvereins machen. Als die Nachricht kam, es seien in Köln „schon viele beieinander“, schritt Kolping zur Tat: Er wechselte als Domvikar in die Großstadt am Rhein und gründete am 6. Mai 1849 in der St.-Kolumba-Schule nahe der Minoritenkirche einen eigenen „Kölner Gesellenverein“. Die Räumlichkeiten waren ihm drei Tage zuvor von der Stadt für sein Vorhaben zugeteilt worden. Eine Gedenktafel im Hof des Nachfolgegebäudes – heute ein Stadtmuseum – erinnert an das Ereignis (siehe Foto).

Die Legende von Kolping und Marx

Über den Gründungstag entstand später eine Legende, die sich teils hartnäckig hält. So soll zeitgleich im Kölner Gürzenich Karl Marx vor großer Volksmenge sein Kommunistisches Manifest verlesen haben. Dazu schrieb Kolpings Nachfolger, Generalpäses Sebastian Georg Schäffer: „Am Sonntagabend, am 6. Mai 1849, zur gleichen Stunde, da im Gürzenich die Massen vor Erregung tobten, saß Kolping in der stillen Kolumbaschule und um ihn versammelt: sieben Gesellen! Nur sieben! mit denen er anfing.“

Dass vor 175 Jahren tatsächlich nur eine Handvoll Männer mit dabei war, als Kolping den Grundstein für sein bedeutendes Lebenswerk legte, scheint wahr. Karl Marx weilte damals allerdings nicht in Köln. Fakt ist aber, dass die Stadt in jenen Tagen einem politischen Hexenkessel glich. Arbeiter und Handwerker drängten auf die Lösung der „sozialen Frage“, versammelten sich, waren bereit zum Klassenkampf. „Köln fieberte in diesen Tagen in Erwartung eines bewaffneten Aufstandes der Massen“, hielt Generalpräses Schäffer fest.

Eine Idee zieht Kreise

Adolph Kolping wählte nicht die Revolution, sondern die Reform – ausgehend vom Individuum. Und was klein und unscheinbar in der Kolumbaschule begann, entwickelte sich zum Erfolgsprojekt: Anfang 1850 hatte der Kölner Gesellenverein – heute die Kolpingsfamilie Köln-Zentral – bereits 550 Mitglieder. Im Laufe ihrer 175-jährigen Geschichte hat diese „Ur-Kolpingsfamilie“ vielfältige Initiativen angestoßen, immer nach Kolpings Grundsatz: „Die Zeichen der Zeit werden Euch lehren, was zu tun ist.“ 1852 errichtete Kolping auf der Kölner Breiten Strasse das erste Kolpinghaus, das über lange Zeit Wandergesellen Unterkunft und Fortbildung bot. Das gesellschaftliche und religiöse Leben in der Stadt wurde mitgestaltet, mit der Handwerkerschaft zusammengearbeitet, Eltern-Kind-Gruppen eingerichtet. Man wollte allen Altersgruppen gerecht werden. Daher gab und gibt es immer wieder unterschiedlichste Angebote, generationenübergreifend. Heute haben sich diese Angebote in verschiedene Träger diversifiziert – vom Jugendwohnen bis hin zum weltweiten Dachverband KOLPING INTERNATIONAL, dessen Generalpräses auch immer noch Präses der Kolpingsfamilie Köln-Zentral und Rektor der Minoritenkirche ist.

Die Gesellvereine breiteten sich rasch auch über Köln hinweg aus. Bereits 1850 verband Kolping die Vereine Elberfeld, Köln und Düsseldorf zum „Rheinischen Gesellenbund“. Es folgten landesweit zahlreiche Neugründungen. Als Kolping 1865 starb, zählte man in Deutschland 418 Gesellenvereine mit 24.600 Mitgliedern. Es war dem ehrgeizigen Sozialreformer ein Anliegen, die Idee des Gesellenvereins hinauszutragen und diese Form des Miteinanders als Lösung für die sozialen Probleme des Einzelnen und der Gesellschaft zu verbreiten. Dafür unternahm er unzählige Reisen und schonte auch seine Gesundheit nicht. Auf der Grundlage des christlichen Verständnisses vom Menschen kam es ihm darauf an, dass die Betroffenen zusammenkommen, dass sie ihre Situation selbst in die Hand nehmen und Lösungen mit der Hilfe von anderen umsetzen, um gestärkt hervorzugehen.

Weltweiter solidarischer Verband

Auf dieser Basis hat sich das Kolpingwerk als katholischer Sozialverband nach und nach auch international ausgeweitet und weiterentwickelt. Heute umfasst unsere Weltfamilie rund 400.000 Mitglieder, aktiv in 9.600 Kolpingsfamilien und 60 Ländern. Alle Kolpingsfamilien sind demokratisch organisiert und gehen solidarisch die sozialen Herausforderungen ihrer Zeit und Region an. Die Aktivitäten reichen von Flüchtlingsnothilfe in der Ukraine über landwirtschaftliche Schulungen für afrikanische Bauern, Mikrokredite für Kleinunternehmer in Asien bis hin zu beruflicher Bildung in Lateinamerika. Durch diese Projekte ist ein globales Netzwerk der Solidarität entstanden, das den Menschen hilft, sich aus eigener Kraft ein besseres Leben aufzubauen.

Weil Kolpings Ansatz der „Hilfe zur Selbsthilfe“ gleichsam erfolgreich wie nachhaltig ist, wird die Entwicklungszusammenarbeit von KOLPING INTERNATIONAL durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie durch Spenden unterstützt. Dabei gibt es immer wieder neue Herausforderungen – und auch Rückschläge. Nicht selten entstehen gerade so zeitgemäße Lösungen. Fest steht, dass die Ideen des Seligen Adolph Kolping zur Überwindung sozialer Nöte auch heute, 175 Jahre nach Gründung seines ersten Gesellenvereins, noch überaus aktuell sind – in Deutschland wie weltweit.

Jubiläumsfest im Mai 2025 in Köln

Das Kolpingwerk Deutschland feiert im nächsten Jahr sein 175-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass findet vom 2. bis 4. Mai 2025 ein bundesweites Jubiläumsfest in Köln statt. Das Jubiläumsfest, zu der das Kolpingwerk Tausende Kolpingmitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet, startet am Freitag, den 2. Mai 2025, mit der gemeinsamen Eröffnungsveranstaltung im Tanzbrunnen.
Weitere Infos und Anmeldung

 

Grußbotschaft von Generalpräses Huber zum 175-jährigen Jubiläum

 

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