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Ukraine – Jahrestag Kriegsbeginn

Am 24. Februar jährt sich der Angriff Russlands auf die Ukraine. Die weltweite Kolpinggemeinschaft hat seitdem eine überwältigende Solidarität mit dem ukrainischen Volk gezeigt.

Gleich nach Kriegsbeginn organisierten Kolpingebenen aus mehreren Ländern gemeinschaftlich ein Hilfsnetzwerk, das bereits zehntausende Kriegsleidende unterstützt hat. Dank unzähliger Helferinnen und Helfer insbesondere aus den osteuropäischen Kolpingverbänden sowie einer wahren Flut an Sachspenden und Spenden konnte KOLPING Ukraine bis heute mehr als 180 Tonnen an Lebensmitteln, Kleidung sowie anderen lebenswichtigen Gütern an rund 90.000 Menschen verteilen. KOLPING Rumänien fuhr dafür bislang 39-mal mit Hilfstransporten in die Ukraine, KOLPING Polen 16-mal. Weitere Transporte kamen aus Ungarn und Tschechien, elf aus Deutschland.

Großes wurde auch in der Flüchtlingshilfe geleistet. In den verschiedenen Zentren von KOLPING Ukraine haben seit Kriegsbeginn mehr als 2.800 intern Vertriebene Notunterkunft sowie Verpflegung erhalten. Für warme Mahlzeiten sorgt etwa die Kolping-Sozialküche in Czernowitz. Jeden Tag werden dort 500 Mittagessen frisch zubereitet und an Flüchtlinge wie auch andere Bedürftige verteilt – seit Kriegsbeginn schon rund 182.000 warme Mahlzeiten. Mehr als 1.000 Menschen erhielten in den Zentren von KOLPING Ukraine zudem psychologische oder therapeutische Hilfe. Weitere zigtausend Flüchtlinge fanden dank KOLPING in den Nachbarländern bis hin nach Deutschland und Österreich Unterstützung wie Zuflucht. KOLPING INTERNATIONAL hat bei der Koordination vieler Maßnahmen geholfen und für die Ukraine-Nothilfe bis heute die überwältigende Spendensumme von 2,3 Millionen Euro erhalten.

Zoom-Konferenz gab Einblicke
Wie diese Spenden bei den Menschen vor Ort und in den angrenzenden Ländern ankommen, darüber berichtete KOLPING INTERNATIONAL gestern Abend in einer Zoom-Konferenz, an der rund 150 Förderer wie auch Engagierte teilnahmen. Mit Vasyl Savka (Nationalsekretär KOLPING Ukraine), Patrycja Kwapik (Projektreferentin KOLPING Polen), Ingrid Arvay (Projektreferentin KOLPING Rumänien) und Msgr. Christoph Huber (Generalpräses KOLPING INTERNATIONAL) blickten Beteiligte aus der ersten Reihe auf ein Jahr Ukraine-Nothilfe zurück. Auf eindrückliche Weise erzählten sie von den Anfängen des Hilfsnetzwerks, ihrer täglichen Arbeit und den vielen bewegenden Schicksalen, die ihnen im ersten Kriegsjahr begegnet sind. „Es war ein Jahr voller Solidarität und Engagement“, fasste Vasyl Savka von KOLPING Ukraine zusammen, was alle beteiligten Kolpingverbände bislang mit vereinten Kräften geleistet haben. „Ich habe mich bei Kolping immer zuhause gefühlt und gewusst, die Freunde werden uns nicht im Stich lassen. Dafür bin ich und sind wir alle Euch überaus dankbar, denn ohne Euch wäre es uns unmöglich, den Menschen in der Ukraine zu helfen“, so Savka weiter. „Im Namen aller Menschen, denen Ihr geholfen habt, möchte ich Euch danken für all Eure Unterstützung. Ihr lindert nicht nur Not, Ihr gebt uns auch Hoffnung.“

 

 

Brücke zur Ukraine: Hilfe aus den angrenzenden Nachbarländern

Über die Hilfe aus Rumänien berichtete die zuständige Projektreferentin Ingrid Arvay: „Die Sachen werden gesammelt, und wenn der Transporter voll ist, dann fahren wir los“, schildert Ingrid Arvay, die Vorgangsweise; befreundete Organisationen und Ordensgemeinschaften würden oft zusätzliche Kleinbusse zur Verfügung stellen und sich dem Kolping-Konvoi anschließen: „Wir werden in Rumänien schon als Brücke zur Ukraine bezeichnet“ so Arvay. Im Schnitt 15-17 Stunden ist ein Transport unterwegs, „inklusive Warten und Ärgern an der Grenze“, was aber die Freude des Ankommens in Czernowitz, von wo aus die Hilfsaktionen von Kolping Ukraine koordiniert werden, nicht schmälert.

Neben Rumänien leistet auch das Kolpingwerk Polen Unglaubliches zugunsten seiner Nachbarn in Not. Mitarbeiterin Patrycja Kwapik erzählte in der Zoom-Konferenz an die ersten Transporte aus Polen in die Grenzstadt Ushgorod: Auf der Hinfahrt wurden Hilfsgüter ins Land gebracht, auf dem Rückweg jeweils an die 20 Vertriebene mitgenommen, „meist Frauen mit Kindern und ganz kleinen Koffern; wir wollten ihnen Sachen schenken, aber sie sagten, nein, ich habe nur zwei Hände und mit denen muss ich meine Kinder festhalten“, so Kwapik. Inzwischen hat Kolping Polen eine Arbeitsberatung für die Geflüchteten eingerichtet und eine junge Ukrainerin angestellt, die Übersetzungsarbeiten leistet. Um eine Vorstellung zu bekommen: Allein in Krakau leben derzeit 100.000 Flüchtlinge aus der Ukraine.

„Es geht darum, ohne viele Wörter mit anzupacken“

„Ich habe erst im letzten Jahr so richtig verstanden, wozu es Kolping gibt“, fasst Patrycja Kwapik ihre Erfahrungen mit dem Ukraine-Krieg zusammen: „Bisher trafen wir uns bei schönen Konferenzen, bei Bildungstagungen und ähnlichen Anlässen, wo die Gemeinschaftserlebnisse im Vordergrund standen. Die sind wichtig, aber es geht auch darum, in Krisenzeiten sofort zu handeln, ohne viele Wörter mit anzupacken. In ernsten Situationen merkt man erst, wie gut es ist, aufeinander zählen zu können.“

Generalpräses Christoph Huber betonte die Gemeinschaftlichkeit dieser Nothilfe, an der viele verschiedene Länder und Ebenen beteiligt sind und bei der der Kolpinggeist stets lebhaft spürbar sei. Es sei die Kraft der Gemeinschaft, die sie nun so deutlich erlebe wie noch nie und die jeden Tag aufs Neue motiviere, betont auch Patrycja Kwapik. „Alle haben angepackt und eins hat sich zum anderen gefügt, so wie Zahnräder“, berichtete auch Ingrid Arvay von KOLPING Rumänien.

Kolping als humanitärer Leuchtturm

Das Schlusswort bei der Online-Konferenz zum Jahrestag des Kriegsausbruchs hatte Kolping-Ukraine-Nationalsekretär Vasyl Savka; er wünsche sich, sagte er, dass die Europäer mehr verstünden: Das, was in seiner Heimat auf dem Spiel steht, sind die europäischen und die humanistischen Werte. „Dieser Kampf muss von allen noch ernster genommen werden, die Unterstützung ausgebaut werden, wirtschaftlich, humanitär aber auch militärisch; wenn das nicht geschieht, werden nicht nur die Hoffnungen von 40 Millionen Ukrainern verraten, sondern auch die Werte, auf denen Europa gebaut wurde.“ Den Kolpingverband bezeichnet Savka als „humanitären Leuchtturm“: Es sei nicht so schmerzhaft und schwer, an allen Fronten zu kämpfen, „wenn du weißt, dass es Menschen gibt, die dir helfen. Ohne die Kolping-Gemeinschaft wäre es unmöglich durchzuhalten! Deshalb gelten unsere Gebete euch und euren Familien, dass ihr nie Luftalarm hört und der Himmel über euren Köpfen für immer friedlich bleibt.“

Interview mit Patrycja Kwapik (Koordinatorin der Ukraine-Nothilfe bei Kolping in Krakau, Polen) im domradio (24.2.2023)

 

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