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Danke für eure Hilfe! Ein Fluchtbericht

Heute vor drei Monaten begann Russland den Krieg in der Ukraine. Über 14 Millionen Menschen sind seitdem auf der Flucht. 6,5 Millionen Flüchtlinge sind seit Beginn des Konflikts über die Grenzen geflohen und 8 Millionen Menschen sind innerhalb der Ukraine aus ihren Heimatstädten vertrieben worden. Die 24-jährige Nastja ist eine von ihnen. Sie ist im März mit ihrer Mutter und Oma aus Saporischja in der Ostukraine in die Slowakei geflohen Hier lebt sie seit über zwei Monaten. Nastja schildert die ersten Wochen nach Kriegsbeginn:

„Eine Woche vor Kriegsbeginn haben uns meine Schwester und mein Bruder, die in Südasien leben, vor einem Angriff der russischen Armee gewarnt und uns geraten, die Ukraine zu verlassen. Aber wir haben uns nicht vorstellen können, dass Putin wirklich die Ukraine angreift, obwohl Russland 2014 die Krim und den Donbass besetzt hat. Dass sich Putin mit der restlichen Welt anlegt, war völlig irreal und unlogisch, aber so sind eben Kriege“, berichtet Nastja. „Der Bombenangriff begann am 24. Februar früh am Morgen. Wir packten das Nötigste und flohen zunächst in den Nachbarort zu meiner Oma. Wir dachten, dass wir dort sicher sind und alles schnell vorüber ist. Meine Geschwister und ich checkten rund um die Uhr die Nachrichten und konnten alles nicht glauben. Es fühlte sich immer noch so unwirklich an.

Wir blieben acht Tage bei meiner 77-jährigen Oma in Kamjanske, aber die russischen Truppen kamen immer näher. Wir flohen zu der besten Freundin meiner Großmutter. Dort blieben wir sechs Tage, teilweise suchten wir im Keller Schutz vor den Angriffen. Meine Mutter ist Lehrerin für Russisch und Ukrainisch, und sie gab auf der Flucht Online-Kurse für Kinder, um sie abzulenken. Sie unterrichtete, während die lauten Gewehrsalven zu hören waren.

Flucht in die Slowakei – Hilfe durch KOLPING

Unsere Freunde in der Slowakei rieten uns dringend, zu ihnen zu fliehen. Diese Unterstützung gab uns Mut und Kraft, unsere Heimat zu verlassen. Denn die Lage wurde immer schlimmer, und als die russischen Soldaten auf dem Weg nach Saporischja auch unseren Vorort zerstörten, fassten wir den Entschluss, unser Land zu verlassen. Das Haus meiner Oma gibt es nicht mehr. Mit Hilfe unserer Soldaten gelang es uns in letzter Minute, einen Zug zu erreichen.

Wir fuhren einen Tag und eine Nacht, meist ohne Licht, damit unser Zug nicht angegriffen wurde. Als wir die Grenze zur Slowakei erreichten, erwarteten uns schon unsere Freunde. Wir kamen im Kolpinghaus in Štiavnické Bane unter und leben seitdem dort. Wir sind KOLPING und allen, die uns geholfen haben, so dankbar. Dank euch fühlen wir uns sicher und willkommen. Die Menschen hier in der Slowakei sind so freundlich, das ist wirklich unglaublich. Wir bekommen hier Geschenke, Unterstützung, Unterkunft, Zuwendung. Danke für alles, was ihr für uns und für die Ukrainer tut. Gemeinsam schaffen wir es, diese Zeit zu überstehen.“

 

KOLPING hilft der Familie, in Štiavnické Bane Fuß zu fassen. Die Mutter sucht eine Stelle als Lehrerin, in der Zwischenzeit unterrichtet sie online Kinder in der Ukraine, die aus Furcht vor den Bombardierungen häufig auch tagsüber in den Kellern Zuflucht finden. Nastja ist Markteing-Fachfrau und sucht ebenfalls einen Job, manchmal hilft sie in der KOLPING-Schreinerei aus. Die KOLPING-Mitarbeiter kümmern sich um die geflüchteten Familien, sie veranstalten gemeinsame Ausflüge oder Treffen im Kolpinghaus. VIDEO: Gemeinsames Singen im Kolpinghaus

 

großes Foto oben: Nastja (rechts) mit ihrer Mutter und Oma. Im Hintergrund Margita Markóva, Geschäftsführerin von KOLPING Slowakei und KOLPING-Nationalpräses Pavol Zatko. KOLPING unterstützt Nastja und ihre Mutter Larya (55) bei der Arbeitssuche.

 

So hilft KOLPING in der Ukraine und in den angrenzenden Ländern: Zum Tagebuch der Hilfe